Mit dem Schiff nach Grönland
2016 - Eine Kreuzfahrt mit der MS ASTOR
Hinweis
Beim Hochladen der neuen Blogeinträge, kann es passiert sein, dass ich versehentlich neu angemeldete User, die sich über das an der rechten Seite befindliche Kästchen “ Automatische Benachrichtigung“ registriert hatten, leider wieder rausgekegelt habe. Das war keine böse Absicht und der ungewollte “Rausschmiss“ kann leider nur dadurch rückgängig gemacht werden, wenn man sich noch einmal registriert. Wer also vergeblich auf eine Benachrichtung gewartet hat, ist ein Opfer dieser Panne.
Zwar hatten wir bereits am 26.7.2016 den nördlichen Polarkreis überfahren, aber an diesem Tag konnte die übliche Polartaufe nicht stattfinden, da aber sowohl Polar- als auch Äquatortaufen grundsätzlich an Seetagen stattfinden, wurde diese frohsinnsüberschwappende Veranstaltung auf den heutigen Tag verlegt.
Dieses Ritual ist scheinbar auf allen Schiffen absolut identisch, von den teilnehmenden Figuren (Neptun nebst seinem Gefolge), den vorgetragenen Texten („Ihr Erdengewürm wagt es, in mein reich einzudringen…“) und den freiwilligen Täuflingen, die fröstelnd im Bademantel am Pool stehen, darauf warten dass man Ihnen einen Wodka mit einer Spritze einflößt, eine farbige Pampe ins Haar schmiert und sie dann in den Pool springen dürfen.
Eine Äquatortaufe unterscheidet sich von der Polartaufe lediglich dadurch, dass die Täuflinge nicht so frieren.
Da das Zuschauen bei solch einem Event und das anschließende Mittagessen strengte sehr an und an einem Seetag ist ein Mittagsschlaf durchaus opportun. Allerdings blies dummeweise die Klimaanlage zur hohen Zeit der Mittagsruhe Lösungsmittelgerüche(Terpentin, Farbe, Verdünnung?) in das Schlafgemach. Die Gefahr statt zu schlafen in tiefe Bewusstlosigkeit zu fallen war nicht von der Hand zu weisen. Nach ordentlicher Abgabe des Situationsberichts an der Rezeption mit der Bitte diesen Unsinn künftig zu unterlassen, flüchtete ich in den Fitnessraum und fuhr eine halbe Stunde Fahrrad. Auf dem anschließenden Rückweg zur Kabine stank inzwischen das gesamte Treppenhaus des Schiffes nach dem Lösungsmittel, in der Kabine hingegen konnte man es wieder aushalten.
Merke: Die Summe aller Unzulänglichkeiten auf einem Schiff bleibt immer konstant.
Für einen Mittagsschlaf war es jetzt allerdings schon zu spät.
Um 5:00 Uhr standen wir senkrecht im Bett, denn beim Anlagemanöver der ASTOR in Islands Hauptstadt Reykjavik kamen, wie üblich, Heckstrahlmotoren und die Motorwinden für die Hinteren Festmacher (Taue) zum Einsatz und der Schall dieser Aggregate wurde anscheinend exakt durch unsere Kabine, die sich meht im hinteren Teil des Schiffes befindet geleitet. Nach gut 30 Minuten war der Spuk aber vorbei, wir lagen an der Pier fest, leider nicht zentral im Stadthafen sondern ca. 4-5 Kilometer vom Zentrum entfernt. Aber erst wurde noch mal eine Mütze Schlaf genommen.
Reykjavik hat etwa 121.000 Einwohner, d.h. mehr als ein Drittel der isländischen Bevölkerung(329.000) lebt in der Hauptstadt.
Unser Concierge hat wieder mal ein fantastisches Sammelsurium an Informationen für den Landgang publiziert. So listete er kommentarlos einige Sehenswürdigkeiten auf, unter anderem:
a) Hallgrímskirkja
b) Ásmundarsafn
c) Kjarvalsstaðir
Dass
(a) die moderne Kirche, die zu einem das höchste Gebäude und zum anderen eines der Wahrzeichen der Stadt ist, könnte man gegebenenfalls als Nordlandreisender noch wissen. Dass aber mit
(b) ein Museum über den isländischen Bildhauer Ásmundur Sveinsson bezeichnet wird und sich
(c) als Museum hauptsächlich dem Werk des Malers Jóhannes Sveinsson Kjarval widmet, gehört doch eher in Bereich der 1-Miliion-Frage bei Günther Jauch als zur Allgemeinbildung.
Dieses kleine Beispiel zeigt, wie lieb- und gedankenlos dieses Informationsblatt gemacht wurde.
Die dilettantischen Landgangsinformationen schreckten uns natürlich in keinster Weise vom Landgang ab, sondern wir verließen gegen 10:00 Uhr das Schiff. Gleich an der Pier war ein Souvenirladen, der auch als Touristeninformation diente. Hier bekamen wir einen Stadtplan und 20 Minuten freien Zugang zum Internet. Diese Zeit reichte gerade so, Blogabschnitt Nummer 4 hochzuladen und die Emails zu checken.
Mit dem Taxi fuhren wir in die City, als Preis wurden 2000 Kronen vereinbart, das sind etwa 15 Euro. Bei allen unserer bisherigen Reisen, bei denen grönländische Ziele angelaufen wurden, war auch ein Stopp in Reykjavik dabei. In 2008 auf der Reise “ Kanadische Arktis und Grönland Kreuzfahrt“ mit der ALEXANDER VON HUMBOLDT /ein Phoenix-Schiff) lagen wir hier 4 Tage fest, weil auf der Höhe der Orkneys (Schottland) eine Monsterwelle den Bug eingedrückt hatte und die Reparatur hier in Reykjavik durchgeführt werden musste und so lange gedauert hat. Das bedeutet, dass wir die Stadt und die Umgebung schon sehr gut kennen.
Deshalb brauchten wir hier auch keinen Ausflug mehr buchen (Stadtrundfahrt, Baden in der Blauen Lagune, Geothermalgebiet in Haukadalur mit Geysiren, Jeeptour, Nationalpark Þingvellir).
So standen erstmal nur zwei Anlaufpunkte auf dem Programm.
- der See Tjörnin.am Ráðhús (Rathaus)
- die Hallgrímskirkja (siehe oben Punkt a)
See und Rathaus waren schnell wieder gefunden.
Auf dem Weg zur Kirche Hallgrímskirkja kommt man zwangsläufig in eine Fußgängerzone mit Geschäften und Restaurants, die sich hauptsächlich wegen uns Touristen dort befinden. Touristen konnte man übrigens von den Einheimischen sehr einfach unterscheiden. Es schien zwar wunderbar die Sonne, aber bei Temperaturen um die 15° Celsius blies ein kalter Wind, sodass die Touris in Jacken und Anoraks gehüllt waren, während die Isländer in kurzärmeligen T-Shirts herumliefen.
Neben den kurzbeärmelten Inländern fiel uns auf, dass überall die Farben der Regenbogenfahne zu sehen sind, entweder als Fähnchen selbst, in Schaufenstern oder die Farben aufgetragen auf einer großen langen Treppe mitten in der Stadt. Die Regenbogenfahne ist ja mittlerweile ein Symbol der Lesben- und Schwulenbewegung und in diesen Tagen fand “ Reykjavik Pride“ statt, ein einwöchiges Festival mit Veranstaltungen und Ausstellungen rund um das Motto “Everyone’s right to live and love“ (Das Recht eines jeden zu leben und lieben) . Der Höhepunkt am Ende des Festivals wird dann die “Pride Parade“ sein, die etwa mit dem Umzug zum Christopher Street Day zu vergleichen ist.
Im Schaufenster einer Kunstgalerie sahen wir ein kleines Glasbild, auf dem Puffins abgebildet waren, das uns sehr gut gefallen hat. Puffins oder auch Papageitaucher genannte, ist ein Vogel mit einem bunten Schnabel und ist praktisch der “Nationalvogel“ von Island, zumindest wenn man vom Angebot der Souvenirläden ausgeht, die diese Vögel in Plüsch, in Holz, in Kunststoff, auf Postkarten und Magneten anbieten. Im Atelier selbst wurde unser Verkaufsgespräch und der Erwerb des Bildes lückenlos sowohl von einem Kameramann als auch einer Kamerafrau festgehalten - man hatte uns aber vorher gefragt. In einem netten Gespräch mit der Galeristin erfuhren wir, dass sie gerade eine Videodokumentation über die Galerie anfertigen lässt.
Immer noch auf dem Weg zur Kirche, mit dem erworbenen Glasbild im Rucksack, überkam uns ein leichtes Hungergefühl. Eine Open_Air-Fritten-Station kam uns da gerade recht. Dass die kleine Tüte Pommes knapp 6 Euro kostete, bemerkten wir erst, als wir bezahlen mussten. Dafür waren die Kartoffeln nicht geschält - andere Länder, andere Sitten, andere Preise. in touristischen Gegenden hat man halt nur zwei Möglichkeiten: Zahlen oder Hungern. Die Pizza Salami für 20 Euro beim Italiener neben an war da auch keine echte Alternative.
Wir erreichten schließlich die Kirche, deren Innenraum durch seine elegante Schlichtheit besticht. Kein Schnickschnack, kein Prunk - und trotzdem oder gerade deswegen sehr schön.
Man hätte auch noch mit dem Aufzug in den Turm fahren können, wo man eine super Aussicht über die ganze Stadt hat, aber vor dem Lift hat sich eine lange Schlange gebildet, sodass wir diesmal die Kirche ohne eine Turmbesteigung wieder verlassen.
Wir bummelten nun Richtung Stadthafen, um dort ein Taxi zu suchen oder mit dem Shuttelbus (für 2 Personen genauso teuer wie ein Taxi) zum Schiff zurückzufahren. Da wir aber bis zum Ablegen noch mehr als drei Stunden Zeit haben, beschlossen wir, zum Schiff zurückzulaufen - und haben den Beschluss dann auch durchgeführt. Nach gut 1 ½ Stunden Fußmarsch am Meer entlang hatten wir dann auch unseren Anlegeplatz wieder erreicht.
Um 10:00 Uhr legten wir ab und in der Nacht wurde uns wieder mal eine Stunde gestohlen, denn wir fuhren weiter in Richtung Osten zu unserem nächsten Ziel, den Føroyar (deutsch: Färöer-Inseln)
Der letzte vollständige Tag auf dem Schiff ist immer ein Tag, den man nicht so richtig genießen kann. Die Aufbruchsstimmung ist überall spürbar. Doris packte ihre Koffer am Vormittag ich die meinigen am Nachmittag. Die Sonne meint es noch einmal gut mit uns und so konnte man nach der Packerei am sommerlichen Nachmittag auf dem Pooldeck noch ein wenig faulenzen. An den Ölplattformen, die immer mal wieder zu sehen waren, konnte man abschätzen, dass die ASTOR sich gerade irgendwo auf der Höhe von Schottland befinden musste.
Am Abend wurde es bereits um halb elf stockdunkel, ein deutliches Zeichen, den Tag langsam ausklingen zu lassen, schließlich sollen morgen bereits um 8:00 Uhr früh die Kabinen vollständig geräumt sein. Das heißt: Aufstehen 6:30 Uhr!