Mit dem Schiff nach Grönland
2016 - Eine Kreuzfahrt mit der MS ASTOR
Das waren unsere Worte ausgesprochen irgendwann in den letzten Tagen unserer Kreuzfahrt mit der MS Astor auf der Reise „Mit der MS ASTOR nach Grönland und Kanada" im Sommer 2013.
An der Durchführung dieser Reise waren drei verschiedene Firmen/Gesellschaften beteiligt, die aber doch irgendwie untereinander verwandt oder verschwägert waren,
als da sind
Einer oder vielleicht auch alle drei standen kurz vor der Pleite und das hat man als Gast gemerkt. Die Mannschaft und das Servicepersonal waren unmotiviert und das Essen wurde immer schlechter. Es war so richtig der Wurm drin – nicht immer, aber immer öfter.
So bezeichnet der Veranstalter TRANSOCEAN die Kreuzfahrt vom 17.7 . 7.8.2016 mit der MS ASTOR.
Im Dezember 2015 fiel uns im Internet eine von TRANSOCEAN angebotene Reise auf. Es gab sie also noch oder schon wieder - die TRANSOCEAN. Neue Gesellschaften ind Investoren im Hintergrund hatten dafür gesorgt, dass das Geschäft weiterging.
Besagte Reise, die uns auffiel, war eine 3-wöchige Kreuzfahrt nach Grönland. Der Reisepreis war heruntergesetzt (vielleicht war er vorher auch nur künstlich hochgesetzt?), jedoch die Holzklasse (Glückskabine innen, ganz unten im Schiff) war schon ausgebucht.
Grönland, wir waren schon mehrmals dort, und der Wunsch, noch einmal dorthin zu fahren war plötzlich wieder da.
Und so schlecht war das mit dem Essen beim letzten Mal nun auch nicht, man hattedoch immer noch etwas gefunden, was genießbar war. Und auch wenn die Mannschaft und das Personal manchmal demotiviert und dementsprechend muffig waren, die Reise selbst war super und das relative kleine und gemütliche Schiff war genau unsere Kragenweite
Wie gesagt, die Holzklasse war ausgebucht, aber man konnte sich auf die Warteliste setzen lassen, also ließen wir uns spaßeshalber auf selbige setzen.
Im März 2016 erhielten wir einen Anruf von TRANSOCEAN, dass ein Platz in der Kategorie „Glückskabine innen“ freigeworden sei und ob wir noch Interesse hätten.
Ja, dass wussten wir im ersten Moment eigentlich auch nicht so genau, ob wir tatsächlich Interesse hatten. 24 Stunden Zeit gab man uns, das zu entscheiden und wir haben schließlich frohen Herzens gebucht.
Wir haben einen Bustransfer von Frankfurt nach Bremerhaven gebucht.
Genau so stand es in den Reiseunterlagen geschrieben. Die unchristliche Abfahrtszeit widersprach zwar eindeutig der Genfer Konvention, aber was will man machen.
Über die etwas kryptischen Angaben zum Abfahrtsort machten wir uns weniger Gedanken, sind wir doch schon des Öfteren mit „Hunau Reisen“ vom Flughafen nach Bremerhaven kutschiert.
Das bestellte Taxi kam pünktlich um viertel vor vier und ca. 20 Minuten später waren wir am Flughafen in der Ankunftsebene gegenüber dem Terminal 1, Eingang B5. Allerdings konnte weder der Taxifahrer noch sein Navi mit den Angaben über den Abfahrtsort etwas anfangen und so telefonierte er vorsichtshalber mit der Hunau-Notfallnummer, aber die Dame am Sorgentelefon konnte auch nichts anderes sagen, als das was in unseren Reiseunterlagen stand, dies aber dafür sehr viel wortreicher.
Zuversichtlich, den „Landeplatz“ unseres Busses dennoch zu finden, denn hier in der Nähe war schon immer der Abfahrtsort gewesen, stiegen wir aus, der Taxifahrer wünschte uns eine gute Reise und fuhr weg. Doris blieb beim Gepäck und ich erkundete die Umgebung. Leider gab es nirgendwo wartende Menschen mit Koffern. Kurz vor halb fünf riefen wir also diesmal selbst beim „Sorgentelefon“ an und Doris konnte die Dame schließlich überzeugen, dass der Busfahrer uns anrufen sollte. Das tat dieser dann auch. Er stand schon irgendwo am Flughafen, bis auf uns waren auch schon alle Passagiere an Bord und er schnauzte Doris rüde an, dass jeder Taxifahrer mit der Angabe P36 weiß, wo er hinzufahren hätte. Der Busfahrer selbst hatte allerdings auch keine Vorstellung über die genauere geografische Lage von P36 und dem Terminal 1/Eingang B5 e. Ein Passagier im Bus besaß schließlich genügende Ortskenntnisse und konnte uns mit Informationen füttern.. Wir waren ca. 600 bis 700 Meter vom eigentlichen Abfahrtsort entfernt, ein neuerer Parkplatz, am Terminal 1 vorbei und dann rechts um die Ecke – ist doch ganz einfach, war aber von unserem Standort nicht zu sehen!
Die Strecke zum Bus hätte man jetzt zwar auch laufen können, aber in Anbetracht des Gepäcks und der Uhrzeit, es war 4:30 Uhr, fragten wir eines der beiden am Terminal 1 wartenden Taxis, ob es wisse, wo P36 ist und ob es uns dahinfahren kann. Teil 1 unserer Frage wurde bejaht, Teil 2 verneint, weil sich das nicht lohnt, wir sollen das Stück laufen. Mein Hinweis auf unser Gepäck und vielleicht auch mein unausgesprochener Gedanke: „Beförderungspflicht für Taxis !“, bewirkten ein Umdenken beim Fahrer. Er murmelte etwas von „pauschal“ und fuhr uns bis zur Schranke des Parkplatzes P36 (gefühlte Fahrzeit: 45 Sekunden). Doris drückte dem Fahrer einen 5-Euroschein in die Hand, dieser schien zufrieden, bis er den Schein genauer analysierte, dann protestierte und schließlich 10 Euro forderte. Ich sagte zu Doris, sie soll erst die Taxinummer aufschreiben und dann zahlen. Daraufhin ruderte der Taximann zurück, sprach Dank und Fluch gleichzeitig aus und entschwand. Ähnliche Taxiabenteuer erlebt man sonst eigentlich nur in fernen exotischen Ländern oder, wie wir jetzt lernen mussten, auch am Frankfurter Flughafen.
Der Rest der Anreise ist schnell erzählt. Die Transfertour führte uns über Köln, Düsseldorf, Essen, Dortmund und Bremen, wo wir weitere Kreuzfahrer aufnahmen. In Anbetracht des Ferienbeginns in Hessen und dass es Freitag war, gab es etliche Staus, sodass die geplante Mittagspause am Rasthof Vercha ausfallen musste.
Das Einchecken gegen 15:30 Uhr in Bremerhaven verlief schnell und problemlos. Auf dem Schiff gab es gleich etwas zu Essen und um 10:Uhr legten wir ab während „Sail away“ in der Version mit Hans Hartz aus den Bordlautsprechern ertönte. (Ihr kennt sicher das Lied, damit wurde mal für Becks Bier geworben).
Das Ablegen zum Beginn einer Schiffsreise ist immer wieder ein emotionelles Erlebnis, auch wenn man es schon zig-mal erlebt hat.
Am Abend trinke ich noch ein Absacker-Bier im „Captain’s Club“. Der Captain’s Club ist nichts anderes als das Pendent zu Harry’s Bar auf den Phoenix-Schiffen (siehe z.B im Reiseblog www.2015a.pehoelzer.de und dort in der Suchmaske - am rechten Rand unten- einfach Harry eingeben).
Wenn man hier sitzt und aufs Meer schaut, ist es wieder da, dieses unbeschreibliche Gefühl, das den Reiz des Schifffahrens ausmacht, ruhig und gemächlich, Seemeile um Seemeile zurückzulegend, um irgendwo anders anzukommen
Die Nacht war länger als normal, denn die Uhren wurden um ein Stunde zurückgestellt. Wie in dieser Gegend der Nordsee nicht unüblich hatten wir leichten Seegang, der sich die nächsten 2 Tage halten sollte, mal ein wenig mehr mal ein bisschen weniger, jedenfalls kam man doch ab und zu beim Laufen ins torkeln.
Nach dem ausgezeichneten Frühstück ging es gleich ins Fitnessstudio, um die große Portion Eier mit Speck wieder abzutrainieren. Naja Fitnessstudio ist vielleicht etwas übertrieben, Nostalgiezimmer für historische Trimmgeräte käme der Sache schon näher. Die Geräte waren absolut dieselben, die wir schon vor drei und vor fünf Jahren kennengelernt hatten. Besonders hervorzuheben sind hierbei die beiden Ergometer (Trimm-Dich-Fahrrad), die statt mit einem Sattel mit einer „Sitzstange“ aus Hartplastik ausgestattet sind – eine echter Feind eines jeden normal veranlagten Popos.Nach dem Radfahren schwamm ich noch einige Runden in dem kleinen Hallenbad im Spa-Bereich des Schiffs, sehr exklusiv übrigens, ich war nämlich der einzige Nutzer. Gerade als ich aus dem Wasser steigen wollte, erschien eine Gruppe von Gästen, die an einer Schiffsführung teilnahmen und das Schwimmbecken nebst Inhalt besichtigten. Das waren wohl meine 5 Minuten, die jeder Mensch einmal im Leben hat und dabei im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses steht.
Auch in dieser Nacht wurden die Uhren wieder um eine Stunde zurückgestellt. Ich weiß schon, dass sich das auf der Rückreise furchtbar rächen wird.
Die See ist immer noch kappelig.
Kein Pastor auf der ASTOR.
Heute ist Sonntag und es findet kein Gottesdienst an Bord statt. Das ist ungewöhnlich, normalerweise ist auf Kreuzfahrten immer ein Pfarrer an Bord, mal ein katholischer, mal ein evangelischer. Die Bordpfarrer rekrutieren sich normalerweise aus Pfarrern, die in ihrem Urlaub ihre Dienste auf den Schiffen zur Verfügung stellen.
In einer Innenkabine gelingt der Blick
nach draußen nur über die Bugkamera,
deren Bilder im Bord-TV empfangen
werden können
In der Nacht hatte sich das Meer beruhigt und am Morgen gegen 8 Uhr fuhr unser Dampfer bei herrlichstem Wetter ein in den 12 Kilometer langen an der Ostküste Islands gelegenen Fjord Seyðisfjörður ([ˈsɛɪðɪsfjœrðʏr] deutsch: Fjord der Feuerstelle).
Ob in Norwegen, Chile oder eben hier in Island, die Fahrten mit dem Schiff durch die engen Fjorde mit den steil aufragenden Bergen ist immer wieder schön und man steht an der Reling und kann sich nicht sattsehen. Diese Faszination fotografisch einzufangen gebe ich bestimmt irgendwann einmal auf, es gelingt mir einfach nicht.
Punkt (1) wurde auf die Tagesordnung gesetzt, weil mittlerweile aufgefallen ist, nachdem man in der Kabine langsam Ordnung geschaffen hat und gewisse Dinge ihren festen Platz gefunden haben und man sie somit auch wieder sofort findet, dass nirgendwo meine Handschuhe einsortiert wurden. Sie sind also entweder noch zu Hause, obwohl ich zu 100% weiß, dass ich sie zum einpacken rausgelegt habe oder sie sind noch im Koffer und haben sich vor dem auspacken erfolgreich versteckt. Die Koffer sind aber mittlerweile vom Kabinensteward irgendwo auf dem Schiff in einem Depot verstaut worden.
Bei Sonnenschein verließen wir das Schiff, um den Ort zu erkunden. Eine kleine Holzkirche, ein paar bunte Häuschen, das war eigentlich schon alles was zu besichtigen war.
Gleich hinter dem Ort stiegen die Berge steil an wo auch ein Schmelzwasserbach einen kleinen Wasserfall bildete und dann weiter ins Meer floss. Über einen steilen Trampelpfad gelangten wir den Abhang hinauf zum Wasserfall. Unterwegs beobachteten wir eine Frau, die von den vielen violetten Lupinen die Blütenblätter abstreifte und in einem Beutel sammelte, was natürlich prompt unsere Neugier weckte. Die Frau gab auch bereitwillig Auskunft. Mit den Blüten könne man Farbe zum Färben von Wolle herstellen.
Nach dieser kleinen Bergwanderung war es auch schon wieder Zeit zurück zum Schiff zu gehen. Da wir auf Grund unseres Landgangs das Mittagessen ausfallen lassen mussten, bot es sich jetzt an, sich bei der Kaffeestunde verdientermaßen mit Sandwichs und Kuchen zu stärken.
Um 17:00 Uhr legte das Schiff ab. Die Passage durch den Fjord zum offenen Meer beobachtete ich durch das Panoramafenster im Fitnessraum auf Deck 8, sitzend und strampelnd auf dem bereits erwähnten prähistorischen Trimm-Dich-Rad:
Den Abend ließen wir gemütlich im Captain’s Club ausklingen.
Über Nacht fuhr unser Schiff weiter an die Nordküste von Island in die Stadt Akureyri.
Akureyri ist mit 18.000 Einwohnern schon ein anderes Kaliber als Seyðisfjörður.Auch das Wetter war ein anderes, bewölkt, kühl und leichter Nieselregel.
Fürden Nachmittag hatten wir einen Ausflug gebucht: „Mývatn Nature Bath“.
Hierbei handelt es sich um ein natürliches Thermalbad, vergleichbar mit der mehr im Süden Islands gelegene sehr bekannten „Blaue Lagune“
Mit dem Bus fuhren wir zunächst es 1 ½ Stunden durch unterschiedlichste Landschaften. Viel Grün, überall verstreut kleine Grüppchen von Schafen und ab und zu eine kleine Herden von Islandpferden. Die Fahrzeit verging wie im Flug
In der Nähe unseres Ziels liegt mitten in einer bizarren Vulkanlandschaft der See Mývatn (deutsch: „Mückensee“), der Namensgeber des Thermalbads. Vom Bus aus sah man tatsächlich riesige Mückenschwärme. Die Viecher sollen zwar nicht stechen, können aber sehr lästig werden.
Die Werbeschrift für dieses Naturthermalbad befreit mich von der Aufgabe, selbst formulieren zu müssen:
„Der geschmackvoll gestaltete Komplex lädt ein zu einem entspannten Bad im naturbelassenen Thermalwasser, umhüllt von Wasserdampf, der aus einer Spalte tief aus dem Erdinneren emporsteigt. Das warme wohltuende Wasser enthält eine einzigartige Zusammensetzung aus Mineralien, kieselsauren Salzen und geothermischen Mikroorganismen und trägt zum Wohlbefinden von Körper und Geist gleichermaßen bei.“
Vor dem Wohlbefinden von Körper und Geist musste man aber erst den Umkleide- und Duschbereich passieren, natürlich Männlein und Weiblein getrennt und das war auch gut so, denn es handelte sich um eine Gemeinschaftsdusche und einen Gemeinschaftsumkleideraum, in dem sich auch die Schließfächer für Klamotten etc. befanden. Und Duschen sollte man nur ohne Badebekleidung, so lautete hier die Vorschrift, welche bei den Männern auch eingehalten wurde. Bei den Damen war man etwas schamhafter und nahm es mit der Vorschrift nicht so genau, wie mir berichtet wurde. Hier duschte ein Großteil der Badenixen mit Badeanzug.
Das Baden war wirklich angenehm. Mollige 40 Grad und das Ausflugsprogramm ließ uns auch genügend Zeit für diesen Badespaß.
Meine geneigten Leser mögen mir nachsehen, dass ich nicht, wie zwei oder drei der Badegäste mit dem Handy im Wasser sehr authentische Fotos geschossen habe. Mir war das einfach zu blöd, die ganze Zeit mit weit erhobenen Arm durch das bläulich schimmernde Wasser zu stapfen, das einem doch teilweise bis zum Hals reichte.
Auf der Rückfahrt wurde noch ein kurzer Fotostopp von 15 Minuten am Goðafoss Wasserfall, einer der berühmtesten Wasserfälle Islands, eingelegt.
Er stürzt über einer Breite von ca. 30 m etwa 12 m in die Tiefe. Wieder wirklich sehr beeindruckend, wenn der Eindruck auch nur sehr kurz war. Knips, knips, wieder rein in den Bus und ab zum Schiff. Um 19 Uhr waren wir zurück und um 20 Uhr legten wir ab – Ziel Grönland!
Und schon war wieder ein schöner und ereignisreicher Tag zu Ende.
Heute war ein ganz normaler Seetag ohne irgendwelche besondere Höhepunkte – praktisch Urlaub im Urlaub.
Ich habe auch bisher Waldorf und Statler nicht Bemühen müssen, die, wann immer sie in meinem letzten Blog aufgetaucht sind, auf einen Missstand, Ärgernis oder Ähnliches hingewiesen haben.
Man hat sich mit dem Hämorrhoidengenerator im Fitnessraum irgendwie arrangiert, das Essen ist OK, das Frühstück sogar ausgezeichnet, die Mitreisenden sind in der Regel auch in Ordnung (abgesehen von einigen Ausnahmen, die gibt es immer), also Reisender, was willst Du mehr.
Was uns ärgern könnte, wären die lieblos vom Concierge der Astor verfassten Landgangsinformationen, ein Din A4 Blatt, das am Vorabend verteilt wird, wenn am nächsten Tag ein Hafen angelaufen wird. Die Informationen bestehen lediglich aus irgendwelchen Reiseführern oder dem Internet willkürlich entnommene Passagen, die für unseren speziellen Aufenthalt bezüglich Aufenthaltsdauer und Lage des Schiffs so gar nicht passen wollen. Beispiel gefällig?
Für morgen steht ein kurzer, 3-stündiger Aufenthalt in Tasiilaq an, wobei noch getendert werden muss, was eine Nettoaufenthaltsdauer von ca. einer Stunde an Land bedeutet. Und was schreibt unser Concierge: „Nicht weit von Tasiilaq entfernt liegt der hübsche Fjord Sermilik. Grandiose Eisberge von den kalbenden Gletscherkanten füllen diesen Fjord. Der Wow-Faktor ist hier groß und der Fjord wird einen bleibenden Eindruck bei Ihnen hinterlassen“
Nein, er wird keinen bleibenden Eindruck hinterlassen, der Fjord, denn da kommen wir ja gar nicht hin! Ein Paradebeispiel für eine lediglich „akademische“ Information, aber ohne praktischen Nutzen für den Landgänger. Aber soll man sich darüber wirklich ärgern?
Erwähnenswert ist vielleicht, dass unsere Getränkekellnerin Mariia heißt – Mariia mit zwei „i“. Als wir unserer Verwunderung über das zweit „i“ kund gaben, sagte Mariia, dass sie sich auch darüber wundere, denn eigentlich heiße sie ja Maria. Das ominöse „i“ sei irgendwie in ihren (ukrainischen) Pass gekommen, sie weiß auch nicht warum und die Namensschildchen der Crew werden eben auf Grund der Einträge im Pass erstellt.
Ach ja, am Abend gegen 22:00 Uhr, es ist in dieser Region noch taghell und die Sonne scheint, sichten wir unseren ersten Eisberg.
In der Nacht wurde die Uhr noch einmal um eine Stunde zurückgestellt. Jetzt hinkten wir schon 4 Stunden gegenüber Deutschland hinterher. Der vermeintliche Vorteil, jetzt noch einmal eine Stunde länger schlafen zu dürfen wird sich auf der Rückfahrt bitter rächen, wenn man uns dann an vier Tagen hintereinander die scheinbar gewonnene Zeit wieder Stunde für Stunde, Minute für Minute und Sekunde für Sekunde zurückzahlen lässt.
Gegen 8:00 Uhr erreichen wir die Bucht von Tasiilaq, rundum etliche Eisberge. Und die Sonne schien! Tasiilaq ist die Hauptstadt Ostgrönlands. Hier leben über 2000 Menschen, für grönländische Verhältnisse eine Metropole. Und wenn man bedenkt, dass Ostgrönland lediglich 3500 Einwohner zählt, bekommt man eine Vorstellung, wie dünn die Ostküste besiedelt ist. Ganz Grönland hat etwa 56.000 Einwohner.
Die Aufenthaltsdauer war von 9:00 – 12:00 Uhr geplant. Und obwohl die ASTOR ein sehr kleines Kreuzfahrtschiff ist, konnte sie dennoch nicht im Hafen anlegen, sondern musste in der Bucht ankern und der Transport der Leute erfolgte mit den Tenderbooten. Tenderboot ist die Bezeichnung für Rettungsboote, die als Transportshuttle zwischen Astor und Land eingesetzt werden.
Der letzte Tender vom Land zum Schiff war für 11:30 Uhr angesetzt. Das alles zeigt, dass der Aufenthalt an Land sehr kurz sein würde.
Am Morgen (ab 7:30 Uhr) wurden an der Rezeption Tenderkarten ausgegeben. Wir ergatterten um 7:35 Uhr 2 Tenderkarten mit dem Buchstaben „E“, die Kategorien „A“ bis „D“ waren schon vergriffen, dafür mussten wir aber auch nicht mehr in der sehr sehr langen Warteschlange stehen, die sich wohl so ab 7 Uhr gebildet haben musste, sich mittlerweile aber wieder aufgelöst hatte. Ob auch Leute mit Schlafsack schon am Vorabend vor der Rezeption campiert haben, kann ich so nicht bestätigen. Mit 8 Fuhren konnten alle Passagiere an Land gebracht werden, d.h. es gab auch noch Tickets „F“, „G“ und „H“. Ab 8:45 Uhr ging alle 10 Minuten ein Boot an Land, sodass wir (die „E“-Gruppe) um 9:45 Uhr dran waren. Das „Befüllen“ des Tenderbootes war sehr gut organisiert. Endlich war mal jemand von der Reiseleitung abgestellt, im Boot dafür zu sorgen, dass die Leute nach hinten durchrutschten und nicht gleich vorne sitzen blieben, sodass die anderen Leute über sie steigen mussten. Das traf besonders die Hardcore-Fotografen sehr hart, denn sie sind überzeugt, dass man das ultimative Foto nur vom Einstieg aus einem fahrenden Tenderbootes machen kann. Und wenn es doch einer geschafft hatte, an der Aussichtsluke zu sitzen und er während der Fahrt aufstand, um sich fotografierende an die Luke zu stellen, wurde er höflich aber bestimmt vom Bootsführer aufgefordert, sich wieder hinzusetzten.
Das haben wir bisher so nie erlebt. Bisher herrschte immer eine gewisse Anarchie beim Ein- und Aussteigen und auch während der Fahrt.
Tasiilaq war eine typische grönländische Siedlung mit den bunten Häusern. Gleich von der Anlegestelle führten steile Sträßchen und Wege in den Ort und wo es besonders steil wurde, ersetzten hölzerne Treppen die Wegführung.
Zunächst wurde ein Supermarkt inspiziert und als nächstens ein Geschäft mit typisch grönländischen Souvenirs. Hier gefiel uns ein kleiner handgeschnitzter Eisbär. Allerdings war er aus Walrossstosszahn hergestellt und somit die Einfuhr in die EU verboten. Also beließen wir unsere Einkäufe bei Postkarten und Briefmarken. Ja, so etwas gibt es im Zeitalter von WhatsApp und Email tatsächlich auch noch, die Älteren unter uns werden sich vielleicht noch daran erinnern.
Weiter ging es die steile Straße hinauf, wo sich die Kirche befand. Sie wurde 1985 gebaut und bestach besonders innen durch ihr geschmackvolles Design in hellem Holz.
Neben der Kirche befand sich ein steinerner Hügel, der von den meisten Leuten auch bestiegen wurde. Hier hatte man einen wunderschönen Rundblick über die Bucht, den Hafen und den gesamten Ort.
An dieser Stelle war auch der kleine Landausflug schon zu Ende, denn um 11:30 sollte ja der letzte Tender vom Land zum Schiff abgehen. Da aber ca. 300 Leute mit dem letzten Tender zurückfahren wollte und wegen des niedrigen Wasserstands – es herrschte Ebbe - das Boot nur mit maximal 60 Heimkehrern besetzt werden konnte, fuhr der letzte Tender eben noch 5 mal. Wenn man das vorher gewusst hätte! Man hätte den 11:30-Zapfenstreich locker um eine halbe Stunde überziehen können.
Der Rest des Tages ist aus Erzählsicht eher belanglos. Ein Besuch des Fitnessraums auf Deck8, anschließend ein klein wenig Schwimmen im kleinen Hallenbad auf Deck 3, ein bisschen was für den Blog schreiben, Fotos sichten usw. usw.
Was in der Welt vor sich geht bekommen wir nicht mehr mit. Zurzeit gibt es auf dem Schiff keinen Satellitenempfang, sodass auch die bordeigene Tageszeitung (4 DinA4-Seiten), die so ihren Weg aufs Schiff findet, nicht erscheinen kann. Fernsehempfang klappt auch nicht mehr, von der Internetverbindung ganz zu schweigen. Aber das stört uns eher wenig, denn wir haben wieder mal einen schönen Tag auf der Habenseite.
Zwar war heute kein Landgang angesagt, aber ein normaler Seetag war es auch wieder nicht, denn gegen 11:30 Uhr fuhren wir in den Prinz Christian Sund ein. Ab dem gestrigen Nachmittag, die ganze Nacht und dem heutigen Vormittag fuhren wir mit südlichem Kurs die grönländische Ostküste “runter“. Um anschließend die Westküste Richtung Nord “rauf“ zu fahren muss man zuerst um die Südspitze von Grönland herum fahren. Das könnte man zumindest meinen, wenn man nur eine grobe Landkarte von Grönland hat (zum Beispiel einen Atlas), den in Wirklichkeit besteht die Südspitze aus einem dichtgepackten Konglomerat von kleineren und größeren Inseln und es gibt einen Seeweg quer durch diese Spitze von Ost nach West - den Prinz Christian Sund.
Und die Passage durch diesen Sund ist wieder einmal großartig, dass einem die Superlative ausgehen, wenn man versucht, die Eindrücke zu beschreiben.
Man stelle sich einen imposanten Fjord vor und dann muss man sich weiter vorstellen, dass der große Landschaftsbauer hier noch alles noch schroffer und noch ein wenig beeindruckender gestaltet hat.
Der Sund ist schmal, die Passage ist an der engsten Stelle nur 350 Meter breit und die Berge links und rechts sind hoch, bis zu 1000 Meter und mehr. Auf der Steuerbordseite, also dort, wo sich das grönländische Festland befindet, sieht man immer wieder Gletscherzungen, die sich bis zum Wasser des Sunds erstrecken. Und das passende Wetter wurde auch gleich frei Haus dazu geliefert. Sonne, kaum Wolken und mollige 15° Celsius. Meist herrscht Windstille, aber manchmal tauchen aus dem Nichts heftige kalte Böen auf.
Schiffsverkehr ist hier äußerst selten, doch heute kommt uns ein Forschungsschiff - die Neil Amstrong - entgegen. “Ein kleines Schiff für die Menschheit, ein großes Schiff für einen Menschen“ kalauert es in mir, ich bitte das höflichst zu entschuldigen
Doch mit dem „“Astronauten-Schiff“ war noch nicht Schluss, es kommt uns auch noch ein Verband von 5 Kajaks entgegen.
Nach 5 Stunden Fahrt verließen wir den Sund und erreichten wir die Westküste, wo wir unseren nächsten Hafen, Qeqertarsuaq ansteuerten, das schon ziemlich hoch Norden liegt. Fahrzeit bis dorthin ca. 48 Stunden.
Kaum hatten wir den Sund verlassen, kam dicker dichter Nebel auf, aber hier noch einige fotografische Impressionen von der Passage durch den Prinz Christian Sund. Es ist nicht leicht gefallen, aus den ca. 200 is und mir geschossenen Fotos, die vermeintlich Schönsten und Besten herauszusuchen. Aber wie ich bereits beim Fjord von Seyðisfjörður in Island erwähnt habe, können die Fotos, die wir geknipst haben, den tatsächlichen Eindruck gar nicht richtig wiedergeben.
Der Nebel hat sich seit gestern Nachmittag nicht mehr gelegt und die Außentemperatur beträgt frische 8°, sodass man die Nase nicht allzu oft nach draußen steckt.
Ein typischer Seetag eben mit unserer typischen Seetag-Routine, die im Allgemeinen so aussieht:
Wecker klingelt um 7:30 Uhr. Jeweils eine ½ Stunde im Bad, erst Doris dann ich. Während ich im Bad bin, dreht Doris schon die ersten Runden auf den Außendecks. Mit Hilfe der mitgebrachten Walkie-Talkies erfahre ich nach meinem Badaufenthalt den aktuellen Standort von Doris - Bug oder Heck; Steuerbord oder Backbord; Deck 7, Deck 8 oder Deck9. Eine prima Sache, so brauchen wir uns nicht gegenseitig lange zu suchen. Dann geht’s zum Frühstück, was wiederum eine gute Stunde in Anspruch nimmt, denn Eier, Bohnen, Speck, Müsli, Melonen etc. müssen ja in Ruhe und in der richtigen Reihenfolge eingenommen werden.
Die Strafe für das üppige Frühstück folgt auf den Fuß - der Fitnessraum ruft. Eine halbe Stunde auf dem Fahrrad, anschließend ein paar Runden im Schwimmbad, Duschen, Umziehen, Kabine wieder aufräumen und schon ist es halb elf. Da ist nicht mehr viel Zeit bis zum Mittagessen, zu dem wir gegen 12:45 Uhr eilen.
Die Nachmittage könnten wir mit diversen Vorträgen über Flora, Fauna, Geologie, Völkerkunde etc. ausfüllen oder eine der vielen Animationsveranstaltungen besuchen. Aber meist suchen wir uns ein gemütliches Plätzchen, wo man Lesen, Fotos am PC sortieren oder sich sonst irgendwie beschäftigen kann (z.B. Blog-Berichte schreiben). Langweilig ist es uns bisher nie gewesen
Nebel, Nebel, Nebel. Aber immerhin nur noch 5 Monate bis Weihnachten.
Da wir Qeqertarsuaq erst gegen 17:00 Uhr erreichen werden, war erst noch mal Seetag-Routine angesagt. Wie die aussieht, habe ich ja bereits gestern skizziert. Ich denke nicht, dass ich das hier noch mal wiederholen muss. Für diejenigen, die den Ablauf schon wieder vergessen haben, hier der Link zur entsprechenden Stelle ☺ : Seetag-Routine
Ab 17 Uhr war an der Rezeption wieder die Ausgabe für die Tendertickets. Heute gab es nur Tickets von “A“ bis “E“ “. weil man für Qeqertarsuaq Ausflüge buchen konnte und es für die Ausflügler ein eigenes Ticketsystem gab. Obwohl ich genau um 17 Uhr an der Rezeption angekommen bin, war weit und breit kein Passagier zu sehen, der nach einem Ticket anstand. Ich erhielt Tickets für die Tenderfahrt “D“, also nur eine Fahrt vor dem Lumpensammler. Ich habe den schlimmen Verdacht, dass der ganze Ärger und Stress, der oft mit dem Tendern verbunden ist, einfach auf die Ticketvergabe verlagert wurde und wir das nur noch nicht mitbekommen haben, habe ich doch noch gestern den Ablauf des Tenders so gelobt. Morgen werde ich mal 5 Minuten vor der offiziellen Ausgabezeit da sein.
Gegen 19:15 Uhr habe ich endlich festen Boden unter den Füßen und kann die Besichtigung des Ortes angehen. Ich muss mich aber beeilen, um 21:00 geht der letzte Tender schon wieder zurück zum Schiff. Man kommt sich ein wenig vor wie ein Japaner, der “Europa in 3 Tagen“ gebucht hat. Doris ist nicht mitgekommen, bei ihr ist die obligatorische Schiffserkältung im Anmarsch, die mindestens einen von uns beiden auf fast jeder Schiffsreise erwischt. Liegt die Ursache in der Klimaanlage, die die Streptokokken gleichmäßig verteilt oder liegt es mehr an unseren Genen? Wir wissen es nicht. Der Ort ist, wie die meisten grönländischen Siedlungen eher unspektakulär.
Ein Supermarkt, eine Post und eine Kirche gehören zu Mindestausstattung eines jeden Ortes, aber alle drei Fazilitäten haben geschlossen, schließlich ist es Sonntagabend. Aber es ist sonnig, der Nebel ist weiter draußen auf See zurückgeblieben. Von den ca. 850 Einwohnern lässt sich auch kaum jemand blicken. Ein paar angekettete Schlittenhunde heulen manchmal um die Wette.
Mit Uummannaq (deutsch: der Robbenherz-Förmige) wird nicht nur der markante 1200 Meter hohe Berg genannt, der den Ort optisch dominiert, sondern auch der Ort selbst, mit seinen etwa 1300 Einwohnern. Wie so oft hier in Grönland liegt auch Uummannaq am Ende eines Fjords.
Mit Uummannaq hatten wir den nördlichsten Punkt unserer Reise erreicht - ca. 70° nördlicher Breite, also gut 3° über dem Polarkreis (66° 33′ 55″≈ 66,57°). Nach dem Ablegen kam der Gedanke, dass man sich jetzt praktisch schon wieder auf dem Rückweg nach Hause befindet. Aber dadurch, dass diesmal kein Nebel aufkam, konnte man die vernebelte Hinfahrt durch den Fjord von Uummannaq nachholen.
In der Nacht werden wir durch ein Geräusch an unserer Kabinentüre wach. Es wurde ein Briefumschlag unter der Tür durchgeschoben, den wir, neugierig wie wir sind, auch gleich geöffnet haben und das inliegende Schreiben lasen. Man teilte uns mit, das wir aus technischen Gründen vom gebuchten Ausflug “Bootsfahrt zwischen den Eisbergen“ um 10:00 vormittags gestrichen worden sind und stattdessen auf einen gleichen Ausflug, allerdings um 15:30 nachmittags verschoben wurden.
Da der 10 Uhr Ausflug nach wie stattfinden sollte, versuchten wir am Morgen zu klären, warum ausgerechnet wir zur Verschiebemasse wurden. Schließlich hatten wir uns bei der frühen Buchung des Ausflugs (bereits vor Beginn der eigentlichen Reise) und der Wahl für den Vormittag etwas gedacht - morgens Ausflug, nachmittags in Ruhe ohne Zeitdruck durch die Stadt traben, denn das Schiff legte ja einen sogenannten Overnightstopp ein. Die Anzahl und Größe der für die Ausflüge angeforderten grönländischen Boote hätte sich geändert. Gäste, die vormittags und nachmittags verschiedene Ausflüge gebucht hatten, hätte man nicht umgebucht, sondern nur die anderen. Unser Verdacht, dass bei der Auswahl wer zwangsumgebucht wurde und wer nicht, auch die Kategorie der Kabine eine entscheidende Rolle gespielt hat, wurde vehement bestritten. Uns bleiben Zweifel. Jedenfalls tenderten wir deshalb gegen 10:00 Uhr an Land. Wir brauchten hierfür auch keine Tendertickets mehr, die seit 6:00 Uhr ausgegeben wurden, denn bereits ab halb zehn fand das “freie Tendern“ statt. Die Tenderstation lag sehr ungünstig (da konnte aber die ASTOR nichts dafür), denn man musste auf einer steilen Straße das gesamte Hafenbecken umrunden, um ins Zentrum der Stadt zu kommen. Wir bewunderten einen Alten Herrn, der mit seinem Rollator und seinen 93 Jahren den schwerlichen Weg meisterte. Der Senior feierte auf der Grönlandkreuzfahrt der Astor in 2013 seinen 90. Geburtstag, eine Reise wo wir auch dabei waren; deshalb kannten wir sein Alter. Ilulissat ist mit 4.500 Einwohnern die drittgrößte Stadt Grönlands. Wir erreichten die Stadtmitte nach einer guten halbe Stunde Fußmarsch. In einem Café konnten wir uns für umgerechnet ca. 5 € eine ½-stündige Internetverbindung kaufen. Allerdings war die Verbindung technisch nicht in der Lage, Bilder auf den Server zu laden, auf dem sich mein Blog befindet, sodass eine Aktualisierung desselben nicht möglich war.
Für den Nachmittag war ja jetzt die Bootsfahrt vorgesehen. Vier Boote holten die Ausflügler direkt an der ASTOR ab, sodass das lästige tendern entfallen konnte. Wir bestiegen Boot Nummer vier, was den Vorteil hatte, dass wir statt der maximal möglichen 12 Passagiere nur zu Acht waren. Manchmal hat so ein “Lumpensammler“ eben auch mal Vorteile. Obwohl wir diese Bootsfahrt auch schon bei früheren Grönlandreisen mitgemacht hatten, blieb uns auch diesmal wieder die Spucke weg. “Vergiss alles, was Du auf der bisherigen Reise an Eisbergen gesehen hast“ könnte die Parole heißen. Schöner, gigantischer und kolossaler lautete das Motto.
Die Eisberge stammen von einem Gletscher, der sich am Ende des 40 Kilometer langen Ilulissat-Eisfjord befindet. Von dort treiben sie in die Diskobucht, wo auch Ilulissat liegt. Die dicksten Kaventsmänner laufen dort gerne auf Grund, bilden so eine Eisbarriere und die nachfolgenden Eisberge türmen sich nach und nach zu einem Eisgebirge auf. Manchmal ist die Bucht total versperrt, sodass ein Kreuzfahrtschiff nicht mal zu einem Redeplatz gelangen kann.
Das war zum Glück heute nicht der Fall. Wenn sich die Eisberge dann nach und nach aus der “Gefangenschaft“ befreien, treiben sie über den Atlantik Richtung Kanada. Nur noch nebenbei möchte ich erwähnen, dass das Wetter natürlich wieder klar und sonnig war, in der Ferne zwei Wale auftauchten und die zwei Stunden auf dem Ausflugsboot wie im Flug vergingen.
Hierbei kamen auch die neuen Handschuhe aus Island zum Einsatz.
Gut, dass wir eine Innenkabine hatten, denn in diesen Breiten wird es im Sommer ja gar nicht richtig dunkel.
Heute lief alles glatt. Wir hatten für den Vormittag den Ausflug „Wanderung zum Eisfjord“ gebucht. Dazu sollte man spätestens mit dem 11-Uhr Tender (freies Tendern!) an Land kommen, wo wir von Bussen abgeholt werden, die uns zum Ausgangspunkt der kleinen Wanderung bringen.
Vorsichtshalber nahmen wir den 11:30-Uhr-Tender und stromerten noch ein wenig im Hafen herum und drückten unsere Nasen an den Fenstern der Fischfabrik “Halibut“ platt. Der grönländische Heilbutt, ist eine Delikatesse, wie uns der “local guide“ gestern auf der Bootsfahrt erklärte, und wird hier frisch gefangen und in alle Welt exportiert.
Wenn man nun meint, der Küchenchef der ASTOR geht mit dem Praktikanten auf den heimischen Fischmarkt, um dort nach dem Motto “regional und saisonal“ frischen Fisch, also z.B. Heilbutt für das Abendessen der Passagiere einzukaufen, den muss ich enttäuschen, denn so etwas gehört in den Bereich Märchen und Sagen und kommt höchstens in der Fernsehserie “Verrückt nach Meer“ vor und selbst da ist es ein Fake, wie wir aus eigener Anschauung wissen.
Im Hintergrund wird der Eisfjord schon sichtbar
(Trick: Die Aufnahme entstand auf dem ruhigeren Rückweg)
Drei klapprige Kleinbusse holten die Wandervögel der ASTOR wie geplant ab und fuhren uns durch die Stadt, an deren Ende ein hölzerner Pfad begann, der zum Ausgang des gestern erwähnten Eisfjords führt. Der Pfad war schmal und es herrschte dort reger Publikumsverkehr, denn heute früh ist noch ein weiteres Kreuzfahrtschiff eingelaufen, die MS OCEAN MAJESTY, deren Passagiere ebenfalls reichlich das Wanderangebot angenommen hatten. Die OCEAN MAJESTY fährt übrigens für den Kreuzfahrt-Reiseveranstalter Hansa Touristik aus Offenbach, womit wohl bewiesen wäre, dass die Offenbacher eine anerkannte Seefahrernation sind.
Wie gesagt, es herrschte reger Verkehr auf dem Pfad, von hinten wurden wir überholt, von vorne kamen uns andere Gruppen entgegen und wenn jemand stehen blieb, um zu fotografieren, gab es immer wieder Auffahrunfälle. Innerhalb dieses Gewusels erklärte uns auf Englisch die örtliche Führerin, dass dieses Gelände, wo wir uns gerade befinden und der gesamte Eisfjord zum UNESCO-Weltnaturerbe erklärt wurde und die aufgeschichteten Steinhügelchen diesbezügliche Markierungen darstellen würden. Das ganze wurde von einer ASTOR Reisebegleiterin übersetzt und man kann sich vorstellen, dass viele der Erklärungen bei uns akustisch nie angekommen sind. Aber man kann ja alles bei Wikipedia nachlesen.
Als der Eisfjord in Sicht kam, hatte das einen ähnlichen Wow-Effekt, wie die Bootsfahrt gestern. Deshalb versuche ich einfach, ein paar Bilder sprechen zu lassen.
Der Rückweg zur “Bushaltestelle“ war angenehmer als der Hinweg, da man nicht mehr in der Gruppe laufen musste. Am Sammelpunkt für den Rücktransfer setzten wir uns auf eine Bank, die sich auf einer felsigen Erhebung befand und ließen den Bus ohne uns abfahren. Plötzlich herrschte himmlische Ruhe, das touristische Gesummse war mit einem Mal verstummt.
Zu Fuß machten wir uns auf den Rückweg zum Hafen, vorbei am großflächigen Areal, in dem die Schlittenhunde gehalten wurden. Fing irgendwo einer der Hunde an zu jaulen, stimmten überall die “Kollegen“ in das Geheul ein, ein Chor von vielleicht 50 Tieren oder sogar mehr.
Am Hafen an der Tenderstation, erhielten wir gegen einen entsprechenden Gutschein ein Lunchpaket. Auch ohne unseren freiwilligen Fußmarsch hätte man durch die festgelegten Zeiten unseres Ausflugs auf jeden Fall das Mittagessen auf dem Schiff verpasst. Ein schöner Zug des Reiseveranstalters. Wir fuhren mit dem Tender zurück zum Schiff und genossen gegen 16:00 Uhr unserer Lunchpaket auf dem Außendeck. Zum ersten Mal seit Beginn der Reise gab es endlich mal paniertes Schnitzel, wenn auch kalt, was bei Lunchpaketen in der Natur der Sache liegt. Jedenfalls betrachteten wir das Schnitzelgeschenk als zweite touristische Sensation, gleich nach dem grandiosen Eisfjord.
Um 18:00 Uhr, wir saßen immer noch auf dem Außendeck, die Sonne schien angenehm und das Schiff lichtete den Anker. Wir verließen die Diskobucht, die riesigen Eisberge am Ausgang des Fjords wurden am Horizont immer kleiner, dafür kreuzten immer wieder Andere unseren Kurs.
Ilulissat war mit Sicherheit der Höhepunkt der Reise. Es kann durchaus sein, dass wir hier nicht zum letzten Mal waren und wir in den nächsten Jahren noch einmal wiederkommen werden.
Wappen von Sisimiut
Nach den allmorgendlichen Verpflichtungen wie Aufstehen, Waschen, Frühstücken und Fertigmachen für den Landgang verlassen wir gegen 10 Uhr über die Gangway das Schiff. Der Ort selbst bietet außer einem kleinen Museumsdorf und der Kirche keine besonderen Attraktionen.
Als wir gegen 16:00 Uhr ablegen verdichtet sich der Nebel wieder mal zu einer dicken Suppe. Aber, wie immer, wenn es darauf ankommt, verschwindet er gegen 21:30 Uhr wieder, denn da fahren wir den Søndre Strømfjord ein, ein 170 Kilometer langer Fjord an dessen Ende unser morgiges Ziel, Kangerlussuaq, liegt.
Der Fjord ist, wie es sich für grönländische Fjorde gehört, imposant. Ähnlich wie der Prinz Christian Sund, aber doch auch wieder ganz anders.
Es ist wieder einmal dieser Luxus, im Captain’s Club sein Feierabend Bier zu trinken und durch die Panoramafenster zu schauen und dabei die großartige Natur an sich vorbeiziehen zu lassen.
Am Morgen hat das Schiff das Ende des Fjords erreicht. Eine richtige Ortschaft gibt es hier nicht. Lediglich die Anlegestelle für den Tender und ganz vereinzelt und weitläufig verstreut eine Handvoll der typischen bunten Holzhäuser.
Wir hatten einen Ausflug zum Russel Gletscher gebucht. Am Anleger erwarteten uns 3 kleine Busse, die uns zu dem 25 Kilometer entfernten Gletscher bringen sollen.
Wir fuhren zunächst auf einer geteerten Straße bis Kangerlussuaq. Hier befindet sich der Internationale Flughafen von Grönland. Er wurde von den Amerikanern gebaut und bis 1951 genutzt, unter anderem zur Durchbrechung der Berlin-Blockade (Rosinenbomber).
Hier am Flughafen ist eigentlich die Welt zu Ende, aber Volkswagen hat eine Schotterpiste bis zum Inlandeis gebaut, um dort geschützt vor Industriespionage die Autos testen zu können. So bekam mit 35 Kilometer Grönland seine längste Straße und wir die Gelegenheit bis zum Inlandeis vorzudringen. Leider stand aus Zeitgründen bei dem heutigen Ausflug das Inlandeis gar nicht auf dem Programm.
Auf unserer Grönlandreise 2013 (siehe hoe2013a.wordpress.com ) waren wir noch dort gewesen und es war ein erhebendes Gefühl auf einer Eisfläche zu stehen, die sich 600 Kilometer breit bis zur Ostküste erstreckt und noch um einiges länger in Richtung Norden und Süden verläuft. Der Russel Gletscher war damals nur ein “Nebenprodukt“ des Ausflugs und die wichtigste Eigenschaft des Gletschers war gewesen, dass an dessen Fuß sich einige Dixie-Klohäuschen befanden.
Die Klohäuschen jedoch waren noch dieselben;
Dafür gab es auf Fahrt im Tender zurück zum Schiff den “Spruch des Tages“. Die zu verbleinende Restlaufzeit der Mittagsessenausgabe begann nämlich bedrohlich zu schrumpfen. Jedoch eine Frau erklärte im herrlichsten schwäbisch: „Sie glaubet garnet, was man in fünf Minuten alles esse koa!“
Am Nachmittag lichtete das Schiff den Anker und was man in der Nacht an Fjord-Panorama verpasst hatte, konnte jetzt in Ruhe bis spät am Abend nachgeholt werden.
Nuuk (deutsch „Kap“), auch Godthåb [ˈgɔdhoːʔb] (deutsch „Gute Hoffnung“), ist die Hauptstadt und zugleich mit 16.181 Einwohnern größte Siedlung Grönlands - allerdings auch die untypischste. Hier gibt es 10-stöckige Betonwohnblocks, eine Universität, ein modernes Shopping-Center, ein Multiplex Kino, Verwaltungs- Bürogebäude etc.
Allerdings sah man Schiff aus von allem absolut nichts. Wir lagen zwar auf Reede und der Nebel war so dicht, dass man die Hand vor Augen nicht sah. So konnte man auch nicht sehen, ob wir im alten Kolonialhafen lagen oder im neuen Hafen. Ersterer liegt zentral, der neue Hafen etwas außerhalb. Die geniale Landgangsinformation des Concierges schwieg sich über solche triviale Details natürlich wiedermal aus. Eine Nachfrage unsererseits an der Rezeption beim ergab, dass wir im Kolonialhafen lagen.
Heute steuerten wir unseren letzten grönländischen Hafen an. Die Liegezeit war für den Nachmittag 14:00 - 20:00 Uhr vorgesehen, also doch ordentlich lange.
Die Ausgabe der Tendertickets (ab 8:00 Uhr) wollte ich mir heute doch mal genauer anschauen, Gleich nach dem Aufstehen ging es (ungewaschen) Richtung Rezeption und tatsächlich stand dort schon eine lange Schlange.
Gleich hinter dem Ort lockte ein Felsmassiv wieder mal zu einer kleinen Kletterpartie, wobei der Leser jetzt nicht in ehrfürchtigem Erstaunen erstarren sollte, denn das Massivs entsprach etwa einem bergsteigerischen Schwierigkeitsgrad der Stufe “0“.
Auf dem Rückweg kamen wir an einem Café vorbei, aus dem Livemusik tönte. Also nichts wie rein. Doris wählte eine grünes und ich ein rotes Flaschengetränk, welches sich als eine Art Brause entpuppte, die genau so bunt schmeckte, wie sie sie aussah.
Die Musik war richtig gut, ein Duo, jeder der beiden Musiker mit einer E-Gitarre ausgerüstet, spielte zunächst Popmusik mit grönländischen Texten, um dann Popklassikern wie “Wish you were here“ (Pink Floyd) oder “Riders on the storm“ (Doors) recht gekonnt zu interpretieren.
Nach dem Lichten des Ankers fuhr die ASTOR noch den ganzen Abend und die Nacht dicht an der Küste entlang, sodass man noch das Panorama der schroffen Gebirgsmassive genießen konnten. In der Nacht passierten wir Kap Farvel, das ist die Südspitze Grönlands, und mit Kurs Richtung West steuerten wir unser nächstes Ziel, Reykjavík in Island, an, das wir aber erst nach zwei Tagen auf See erreichen würden.
Man hatte uns heute nacht bestohlen!
Eine Stunde hatte man uns geraubt, ich hatte das ja am Anfang der Reise befürchtet.
Sonst gibt es über diesen Seetag nichts zu berichten.
Halt, doch!
Am Abend gab es einen ganz besonderen Festschmaus! Wir hatten nämlich eine Dose hessische Mettwurst (vom Apfelwein-Herberth in Eschborn/Niederhöchstadt) mit auf die Reise genommen und in das heutige Abendmenü integriert.